Mit leichtem Surren schwebt die einmotorige Maschine heran, setzt sanft auf der beleuchteten Landebahn auf, dreht ab auf den Taxiway und rollt bis vor ein Wohnhaus und verschwindet in dessen geräumigem Hangar. Dick, Pilot einer Airline, hat statt einer eineinhalbstündigen Heimfahrt von Orlando auf dem ständig verstopften Highway mit seiner Comanche gerade mal 15 Minuten gebraucht, bevor er zu Hause in Spruce Creek gemütlich auf der Couch sitzt und mit seiner Frau das Tagesgeschehen Revue passieren lässt. 2400 Fuß lang ist die Landebahn in Egelsbach bei Frankfurt, einem geschäftigen Flugplatz für die allgemeine Luftfahrt, eine normale Länge in Deutschland, aber in USA ist alles ein bisschen größer.
Der Flugplatz wurde während des 2. Weltkrieges unter dem Namen Samsula als militärische Trainingsbasis gebaut und hatte vier sich kreuzende Runways. Nach dem Krieg wurde er nicht mehr benötigt und an die Gemeinde Daytona Beach zurückgegeben.
Kurz nach dem Krieg kaufte der amerikanische Geschäftsmann McKinley Conway aus Atlanta seine erste Cessna 170 und nutzte sie für Businesstrips. Aber es ärgerte ihn, dass er bei seinen Geschäftsreisen jedes Mal vom Flugplatz erst mühsam eine Transportmöglichkeit zu seinem Ziel suchen musste.
Gleichzeitig waren in USA viele militärische Flugplätze aufgegeben worden. Er entwickelte die Idee der „Airport City“ unter dem Motto: „Live, work and play in the same spot“, in der Industrie- und Wohnanlagen rund um einen Flugplatz entstehen sollten und so Wege
Auf seiner Suche nach geeigneten Plätzen kam er auch zum Samsula Airport und erkannte sofort, dass diese hervorragende Lage im gemäßigten Klima Nordfloridas und nahe zu der Küste nicht nur für Industrie, sondern viel mehr zum Wohnen geeignet sei. Doch die Stadtväter wollten seine Idee nicht selbst realisieren und Conway war kein Unternehmer mit dem nötigen Kleingeld. So rief er einige seiner Pilotenfreunde in Atlanta zusammen und entwickelte mit ihnen zusammen das Projekt, das 1970 starten konnte. Als die Gruppe aufgrund zu hoher Investitionskosten in Konkurs ging, übernahm die Firma Thompson Properties Spruce Creek. Eine feste Zufahrt wurde installiert, von den vier Landebahnen wurde eine erhalten, eine als Rollweg angelegt, Straßen und Taxiways zu den Häusern gebaut. Ein 18-Loch Golfplatz, Tennisplätze, ein Country Club und weitere Infrastruktur wurde angelegt.
Heute leben etwa 1.000 Familien in der 8,9 Quadratkilometer großen Gemeinde, darunter viele aktive und pensionierte Airline-Piloten, aber auch junge Familien mit Kindern. Sie schätzen die Sicherheit dieses abgeschlossen Wohnviertels, das nur vorbei an Posten zugänglich ist. Und doch ist diese kleine Paradies nicht nur für die Superreichen da, Häuser kosten zwischen 120.000 und 800.000 Dollar, so dass für jeden Geldbeutel etwas zu finden ist.
Ein Besucher muss sich dort anmelden und bekommt einen Tagespass.
Spruce Creek hat ein 48 Kilometer langes, asphaltiertes Straßen-Netz und über 22 Kilometer Rollwege für Flugzeuge. Viel Wald, Wiese und Natur sind im direkten Umfeld erhalten geblieben. Der Country Club mit einem 18 Loch Championchip-Golfplatz sowie mehrere zum Teil beleuchtete Tennisplätze bieten den Bewohnern, die bei weitem nicht alle Piloten sind, einen enormen Freizeitwert gleich vor der Haustür. Wer keinen eigenen Pool hat, kann dort ins Wasser springen, aber zum „World’s most famous beach“ in Daytona sind es auch nur fünf Meilen.
Das besondere an Spruce Creek ist das intakte soziale Leben und die Freundlichkeit seiner Bewohner. Hier fühlt man sich sofort zu Hause. Pilotenfreunde treffen sich am Abend zu einem Formationsflug oder basteln an ihren antiken Fliegern herum. Am Samstagmorgen trifft man sich unter der großen Eiche am Rande der Landebahn, fachsimpelt über die Flugzeuge und begibt sich zum gemeinschaftlichen Fly-out fürs Frühstück, oder man spielt eine Runde Golf auf dem Platz, der sich durchs Dorf zieht.
Die Geschwindigkeit für Autos innerhalb der Gemeinde ist auf 25 Meilen begrenzt, so dass Kinder völlig ungefährlich auf den Wegen laufen, Rad fahren oder skaten können. Zum Nachbarn innerhalb des doch recht weitläufigen Geländes fährt man auch gerne umweltschonend mit den elektrischen Golfcarts.
Der berühmteste Einwohner der Fly-in war einst der Schauspieler John Travolta, der aber inzwischen sein Haus verkauft hat, weil seine großen Flugzeuge doch ein wenig laut für die Anwohner waren.
Am schönsten ist es jedoch im Weihnachtsmonat. Ab dem Thanksgiving Day finden fast täglich Christmas Parties statt und der Höhepunkt ist die Toy Parade am zweiten Samstag im Dezember, wo die Bewohner alle möglichen Fahrzeuge, die sie besitzen – liebevoll Spielzeug genannt -, weihnachtlich dekorieren und eine Parade durch das Dorf veranstalten. Die bestdekorierten Vehikel und Kostüme werden dann unter der großen Eiche prämiert und Bewohner und Gäste feiern mit Hotdogs und Softdrinks.
Quelle: edith-kohlbach.de
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Hier bedanke ich mich bei Edith Kohlbach für die Zuverfügungstellung
Ihrer Texte. So macht es Spaß nach Daytona zu fahren. Danke Edith!